Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Tage in der Agenturwelt. Frisch aus dem Studium, neugierig, voller Ideen – und mit dem starken Wunsch, alles richtig zu machen. Ich wollte mitdenken, mitgestalten, mitreißen. Und das habe ich auch. Doch mit den Jahren kamen nicht nur Projekte und Pitches dazu, sondern auch Druck, Zweifel, späte Nächte, verschluckte Pausen und ein permanentes „noch schnell“.
Heute – nach über 10 Jahren in der Kreativbranche – blicke ich anders auf vieles. Ich habe viel mitgenommen, manches losgelassen und vor allem eines gelernt: Gute Arbeit beginnt bei einem selbst. Hier teile ich 10 Dinge, die ich gerne früher gewusst hätte – und die ich heute in meine Arbeit als Coachin und Consultant einfließen lasse.
1. Gute Ideen brauchen Raum – nicht Druck.
Kreativität lässt sich nicht auf Knopfdruck erzeugen. Oft kam mir die beste Idee beim Spazieren, unter der Dusche oder fünf Minuten, bevor ich eigentlich aufgeben wollte. Wenn ich eins gelernt habe: Je enger der Zeitrahmen, desto kleiner der Blick. Raum schafft Weite – und die braucht es für echte Ideen.
Manchmal brauchen wir natürlich auch die Deadline im Nacken, um überhaupt in Bewegung zu kommen. Aber zwischen produktivem Druck und lähmender Enge liegt ein Unterschied. Heute versuche ich, mir bewusst Zwischenräume zu schaffen – damit der kreative Teil nicht untergeht.
2. Nicht jedes Feedback muss umgesetzt werden.
Gerade am Anfang dachte ich, ich müsse jede Rückmeldung ernst nehmen – und umsetzen. Heute weiß ich: Feedback ist eine Einladung, kein Befehl. Manche Kommentare spiegeln mehr den Geschmack des Gegenübers als die Qualität der Arbeit. Ich darf filtern, einordnen und bewusst entscheiden, was ich annehme.
3. Du musst nicht auf jede Mail sofort reagieren.
Ich war lange die, die immer „sofort“ antwortet. Um verlässlich zu wirken. Heute weiß ich: Reaktionsschnelligkeit ist nicht dasselbe wie Souveränität. Ich arbeite konzentrierter, wenn ich nicht im Dauer-Reaktionsmodus bin – und wirke dabei sogar professioneller.
4. Der Kunde ist nicht immer König.
Natürlich steht der Kunde im Mittelpunkt. Aber er weiß nicht immer, was er braucht. Und er weiß oft nicht, was ich weiß. Gute Beratung heißt, sich selbst treu zu bleiben. Klar und empathisch – nicht unterwürfig.
5. Perfektionismus ist nicht immer professionell.
Ich habe gelernt: 100 % sind nicht das Ziel – 80 %, die funktionieren, sind oft viel gesünder. Heute frage ich mich: Dient das der Sache? Oder will ich nur mich selbst beruhigen? Es ist ein Unterschied, ob ich aus Qualität oder aus Angst perfektioniere.
6. Humor rettet Meetings.
Gerade in festgefahrenen Situationen kann ein ehrliches Lachen Wunder wirken. Es schafft Verbindung, nimmt Druck raus und bringt oft mehr Lösungsraum als noch eine Runde Problemzerdenken. Ich habe gelernt: Leichtigkeit ist keine Schwäche.
7. Haltung statt Hektik.
Ich dachte lange: Wer viel arbeitet, arbeitet gut. Aber das ständige Hetzen machte mich blind für das Wesentliche. Heute weiß ich: Wenn ich mir selbst zuhöre, arbeite ich besser. Klarheit beginnt innen – nicht im Kalender.
8. Gute Ideen entstehen nicht allein.
Ich bin introvertiert – aber Teamarbeit hat mich weitergebracht. In der Reibung, im Austausch, im Sparring. Ich habe gelernt, dass echte Kreativität nicht aus dem Elfenbeinturm kommt, sondern im Miteinander wächst.
9. Niemand sieht, wie viel du geopfert hast.
Und das ist okay. Aber es ist wichtig, dass ich es selbst sehe. Ich habe zu oft über meine Grenzen gearbeitet – ohne dass es jemand gemerkt hätte. Heute weiß ich: Meine Gesundheit, mein Schlaf, meine Zeit sind genauso wichtig wie jede Deadline.
10. Du darfst das System hinterfragen.
Ich habe lange versucht, „richtig zu funktionieren“. Irgendwann habe ich gemerkt: Vielleicht ist das System falsch für mich. Heute weiß ich: Ich darf mir Wege bauen, die besser zu mir passen. Auch in der Branche. Auch im Job.
Vielleicht erkennst du dich in dem einen oder anderen Punkt wieder. Vielleicht spürst du: Es ist Zeit, etwas zu verändern.
Ich begleite kreative Köpfe dabei, wieder klarer zu fühlen, was sie brauchen – und wie sie das mit ihrem Arbeitsalltag vereinen können.